Hallo Ihr Lieben,
heute nehme ich Euch mit in meine Heimat und zeige Euch ein paar meiner Lieblingsplätze. Warum gerade heute? Die Firma Zwilling* hat die Kochtopfreise ins Leben gerufen und so hat sich der Kochtopf bereits im Februar auf eine kulinarische Reise begeben. Vom schönen Hessen über u.a. Sachsen, Berlin und Schleswig Holstein legt er nun seinen Zwischenstopp bei mir ein und ich sage Euch, wir haben schon einiges erlebt.
Natürlich musste ich mit ihm sofort an den Ort, der mich schon in meiner Kindheit hat jauchzen lassen: die Ostseeküste. Ich gebe zu, als Rostockerin mag ich die offenen Küstenteile ein wenig lieber als die Boddenlandschaft, die Wellen, das Meeresrauschen, der Wind, all das beruhigt und schafft Platz für neuen Tatendrang.
Natürlich sind alle Küstenabschnitte in Mecklenburg Vorpommern unbedingt sehenswert aber meine Lieblingsplätze sind genau da, wo ich schon als Kind Sandburgen gebaut habe: Markgrafenheide und Warnemünde. Orte, die der Kochtopf natürlich uuuunbedingt sehen musste.
Also kommt erst einmal mit auf eine kleine heimatliche Entdeckungsreise.
Nach all der steifen Brise und dem Küsten-typischen Fischgeruch sind wir hungrig geworden. Doch kochen wollen wir noch nichts. Der Kochtopf darf sich noch ein wenig zurücklehnen. Denn in Mecklenburg wird nicht nur gerne Fisch, sondern insbesondere auch geräucherter Fisch gegessen. Es gibt wahrscheinlich kaum eine Familie, die nicht über fünf Ecken an frisch geräucherten Aal o.ä. kommt. Der Tipp meines Papas: Holt Euch ein gutes Stück Spickaal (geräucherter Aal) und bratet ihn noch einmal kurz an, mit frisch gebackenem Mecklenburger Schwarzbrot ist der erste Hunger schnell vergessen. Wenn Ihr dann noch einen Dorsch oder Lachs ergattert, ist das Abendessen gerettet. Schaut unbedingt bei dem kleinen, roten Leuchtturm in Hohe Düne vorbei. Hier könnt Ihr den vielen Anglern beim Fischen zuschauen und wer weiß, vielleicht fangen sie Euch ja auch etwas? 😀
Ganz nach dem Motto „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“ gab es schon damals genau das, was in der Region wachsen, gedeihen oder eben gefangen werden konnte. Genau deshalb spielen in vielen Rezepten auch Tüften eine große Rolle und sind aus der Mecklenburger Küche, wie so mancher Fisch, kaum wegzudenken. Tüften un Plum hätte ich Euch zum Beispiel auch sehr gerne gezeigt aber ehrlich gesagt ist es derzeit so warm, dass so eine deftige Kartoffelsuppe mit Speck und Backpflaumen nicht ganz so passend wäre. Das holen wir dann im Winter nach. Grundsätzlich servieren wir in Mecklenburg gerne herzhafte Gerichte mit Obst oder einer süßen Komponente. In den Kartoffelsalat wandern Äpfel oder Backpflaumen, der Schweinebraten wird mit Honig eingestrichen und auch die Gans serviert meine Omi gerne mit ordentlich Backobst gefüllt. Was für den einen ungewohnt scheint, ist in so manchem Rezept die Geheimzutat, nach der alle fragen.
In der traditionellen Küche meiner Heimat bemerkt man allerdings auch schnell den schwedischen Einfluss. Einige Zeit gehörten viele Teile von M-V zu Schweden und so kommt es, dass in Greifswald sogar „Schwedens älteste Hochschule“ steht. Ein Fakt auf den so mancher Uni-Professor mich nicht nur einmal hingewiesen hat. Auch in Wismar oder Stralsund und Rügen könnt Ihr Euch auf die Suche nach schwedischen Erinnerungsstücken begeben und werdet schnell fündig. Bei einer Nachspeise sind sich Schweden wie Dänen oder Norddeutsche einig: Wir lieben unsere rode Grütt!
Ich bin ehrlich, als Kind konnte ich sie am Samstag zum Nachtisch manchmal schon nicht mehr sehen, ähnlich wie die Klütersuppe mit Kirschen oder Birnen, aber diese süßen Speisen gehören einfach noch immer dazu. Im Sommer hatte man schon damals Glück mit der Ernte von Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren oder auch Kirschen (wenn man einen Garten hatte) und all das Obst musste natürlich verarbeitet werden. So kam es nicht selten vor, dass auf herzhafte Speisen verzichtet und anstelle dessen eben eine Klütersuppe bzw. eine rote Grütze gegessen wurde. Dazu, so meinte mein Papa, haben sie früher einfach Milch gegessen. Nur wenn Besuch kam, hat sich meine Oma an den Herd gestellt und auch mal eine Vanillesauce gekocht. Während ich als Kind lieber den Schoko-Pudding hätte essen wollen, wünsche ich mir mittlerweile sogar die Kirsch-Klütersuppe von meiner Mama. Bei ihr werden die Mehl-Klüter einfach am besten. Nur an der Menge können wir noch etwas arbeiten, es ist immer viiiiel mehr Flüssigkeit als Klüter!
Auch die rote Grütze könnte ich im Sommer nun wieder täglich essen. Geschmäcker verändern sich ja, nicht wahr? Und so war eigentlich recht schnell klar, dass ich dem Kochtopf meine Heimat mit einer leckeren roten Grütze und anschließend mit Vanillesauce befüllen werde. Der Kochtopf hatte nichts dagegen, denn vorab zeigte ich ihm noch, woher wir unsere Erdbeeren für die Nachspeise bekommen werden.
Ich habe Euch ja schon erzählt, dass ich inmitten von Erdbeerfeldern aufgewachsen bin. Wenn es eine Sache gibt, die wir im Sommer immer en masse hatten, dann waren es Erdbeeren. Der Duft der Felder steckt sofort wieder in der Nase und natürlich mussten auch Erdbeeren mit in die rote Grütze wandern. Hier bin ich aber krüsch, denn für mich dürfen die Erdbeeren nur frisch in die Beerensauce wandern, der Rest wird vorab gekocht und passiert und dann kommen die frischen Erdbeeren einfach mit dazu.
Und was darf bei diesem Rezept außerdem nicht fehlen? Pommersche Hefeplinsen! Schon meine Uroma hat diese kleinen Dinger, die eigentlich wie süßes Pfannkuchen-Brot schmecken, für meine Omi zubereit. Erst wurden die Eier für die Arbeiter in die Pfanne gehauen und dann gab es die Hefeplinsen. Heute gibt es sie bisher nicht mehr allzu oft. Umso schöner, dass ich uns die süßen Teilchen gemeinsam mit der Beeren-Leckerei und selbstgemachter Vanillesauce servieren durfte. Heimat pur!
Nun aber genug der vielen Worte. Bühne frei für mein persönliches Heimweh-Rezept. 🙂
Einkaufsliste:
Rote Grütze
500g Beeren nach Belieben (kann auch TK)
100ml O-Saft
150g Blaubeeren
200g Erdbeeren
150g Johannisbeeren
120g Zucker
1EL Vanillezucker
Prise Zimt
1-2 EL Speisestärke
Für die Vanillesauce
2EL Vanillezucker
2 Eigelb
220ml Milch
150ml Sahne
1EL Mehl
1EL Speisestärke
50g Zucker
Hefeplinsen
25g frische Hefe oder 1 Pck Trockenhefe
300g Mehl
450ml Milch
2 Eier
60g Zucker
1EL Vanillezucker
Prise Salz
2EL geschmolzene Butter
So wird’s gemacht
Für den Teig: Lauwarme Milch in eine große Schüssel geben und die Hefe darin auflösen, verrühren und abgedeckt 10 Minuten ruhen lassen. Eier, Butter und Zucker in eine zweite Schüssel geben und cremig schlagen. Mehl sowie Hefegemisch hinzugeben und mit einem Knethaken oder dem Knetaufsatz zu einem zähflüssigen Teig 5-10 Minuten rühren, 30 Minuten abgedeckt ruhen lassen. Pfanne erhitzen, etwas Butter darin auflösen und Plinsen wie Eierkuchen bei mittlerer Hitze von beiden Seiten anbraten bis sie Luftblasen schlagen und durchgebacken sind.
Für die Vanillesauce 200 ml Milch und Vanillezucker in einen Topf geben und aufkochen. In eine Schüssel das Eigelb, Zucker, Mehl, Speisestärke und 20ml Milch geben und verquirlen bis die Masse cremig ist und sich der Zucker sowie Speisestärke und Mehl aufgelöst haben. Sobald die Milch kocht, Milch von der Kochstelle nehmen und die Eigelb-Masse unter ständigem Rühren in die Milch geben, weiterrühren. Nach etwa 1 Minute die Sauce auf die Kochstelle stellen, ständig rühren und kurz aufkochen lassen bis die Masse deutlich eindickt, weiter verquirlen. Zum Schluss die Sahne unterrühren. Entweder sofort servieren oder die Sauce direkt mit Frischhaltefolie bedecken und im Kühlschrank lagern. Vor dem Servieren kurz umrühren.
Rote Grütze: Zunächst 300g Beeren mit dem Saft zum Kochen bringen, pürieren und passieren. Erneut aufkochen, Zucker und Zimt hinzugeben und gut verrühren. Köcheln lassen bis der Zucker aufgelöst ist. Speisestärke in etwas Wasser auflösen, je mehr Stärke, desto dickflüssiger die Masse. Speisestärke in die heiße Masse rühren und köcheln lassen bis die Masse eindickt. Restliche Beeren waschen, Erdbeeren halbieren oder vierteln und die Beeren unter die leicht abgekühlte Masse heben. Nun mit der Vanillesauce in Gläser schichten oder auf die Hefeplinsen geben und mit Vanillesauce servieren.
© Das Knusperstübchen
Wie bei anderen Rezepten gibt es natürlich auch hier in jeder Familie kleine Anpassungen. Für mich bedeuten diese drei Komponenten ein Stückchen Kindheit. Ob wir zu Hause in Rostock oder in Stralsund bei meinen Großeltern waren, irgendwann kam immer rote Grütze mit Vanillesauce und auch der eine oder andere Plinsen zum Einsatz: zum Strand-Picknick, während der kleinen Pause im Garten oder einfach als erfrischendes Dessert am Wochenende. Verratet Ihr mir Eure liebste, regionale Leckerei? 🙂 Ich übergebe den Kochtopf jetzt an die liebe Birte von Goldbonsche. Sie nimmt uns mit nach Bremen und ich bin schon sehr gespannt, was sie uns Köstliches zaubert. Einen kleinen Gruß aus M-V habe ich auch im Kochtopf versteckt, was das wohl sein mag? Mein Tipp: Es hat etwas mit dem kulinarischen Gold der Küste zu tun… 😉
Alles Liebe
Sarah
*Werbung: Vielen Dank an die Firma Zwilling für die tolle Zusammenarbeit und die Idee der Kochtopfreise. Ich hoffe, Euch gefällt mein kleiner Einblick in meine Heimat und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja einmal beim Leuchtturm in hohe Düne. 🙂
Sophia says
wie wunderschön und lecker sieht das denn bitte aus ?? Ich bekomme sofort Fernweh und Hunger nach einer riesigen Portion Plinsen 🙂 !!
merci für den schönen Post !!
love
sophia
Nunu says
Das sieht so lecker aus, dass ich das SOFORT nachmachen möchte…oder essen…ja, eigentlich reicht es mir, es SOFORT essen zu dürfen!!!
Darf ich mich auf den Weg zu Dir machen?
Liebe Grüße
Nunu
Cornelia Daschek says
Unglaublich – was für wunderschöne Fotos! Ich bin begeistert!
Nicole says
Sieht das lecker aus und bei den ganzen Früchten muss es einfach gesund sein.
Die werde ich auf jeden Fall nachkochen!
Lg Nicole
https://gesundessenimbuero.blogspot.de/
Elsa says
Mh sieht das himmlisch aus. Solche Plinsen haben wir auch immer mal von unserer Omi bekommen, wenn sie uns aus dem Kidnergarten abgeholt hat. Das waren noch Zeiten. Mittlerweile müssen wir sie uns aber selber machen, Omi ist anderwaltig beschäftigt..gearade jetzt ist Einkochzeit 😉
Ganz liebe Grüße
Elsa